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VORBEMERKUNG
Der dritte Band der Concilia enthält die Synoden der fränkischen Teilreiche aus den
Jahren 843 bis 859 . Während sich der Anfang des Bandes von selbst ergab , weil
dort fortgefahren werden mußte , wo Werminghoff vor über 75 Jahren seine Edi
tion abgebrochen hatte , war die Frage nach dem Einschnitt am Schluß des Bandes
neu zu entscheiden . Das Ende des Jahres 859 wurde gewählt , weil mit dem Jahr 860
eine Reihe von Synoden beginnt , die sich mit der Eheaffäre König Lothars II . befas
sen mußten , einer Angelegenheit , die sich über die sechziger Jahre des 9 . Jahrhunderts
hinzieht . Aus der getroffenen Abgrenzung ergibt sich aber auch , daß die letzte Synode ,
die sich noch mit dem seit 848 andauernden Streit um die Prädestinationslehre Gott
schalks von Orbais beschäftigte , Tusey 860 , in den folgenden Band IV der Concilia
verwiesen ist .
I .
Der größte Teil der in diesem Band edierten Synoden fand im westfränkischen Teil
reich Karls des Kahlen statt . Dort begann unmittelbar nach dem Vertrag von Ver
dun im August 843 eine Serie von Konzilien , die sich der Reform von Kirche und
Reich , dem Verhältnis von geistlichen und weltlichen Großen zum König , den Bezie
hungen zwischen Adel und Kirche sowie der Reform des Klerus , des Mönchtums und
des Lebenswandels der Laien zuwandte . In den Jahren von 846 bis 853 kam diese
Reformtätigkeit im Westfrankenreich zum Erliegen ; nur einige Synoden von regio
naler Bedeutung traten zusammen ; erst seit der Synode von Soissons 853 wurde –
jetzt unter maßgeblicher Mitwirkung Hinkmars von Reims ( Erzbischof seit 845) – in
einigen Konzilien erneut eine Reform von Kirche und Reich in Angriff genommen .
Am Ende des hier bearbeiteten Zeitraums stehen dann mehrere Synoden , die sich mit
dem Einfall Ludwigs des Deutschen ins Westfrankenreich und dessen Folgen zu be
schäftigen hatten .
In den Jahren , als im Westreich die Reform stagnierte , fanden im östlichen Teil
reich Ludwigs des Deutschen unter der Leitung des Hrabanus Maurus ( Erzbischof
von Mainz 847 – 856) zwei große Reformsynoden statt ( Mainz 847 und 852) , auf
denen wichtige Beschlüsse gefaßt wurden , die sich eng an die Reformen der Kon
zilien des Jahres 813 anlehnten . Die übrigen ostfränkischen Synoden dieses Zeitraums
sind dagegen von nur geringer Bedeutung ; das gilt besonders für die beiden Ver
sammlungen , die unter Erzbischof Karl von Mainz ( 856 – 863) , dem Nachfolger
Hrabans , stattfanden .
Das Mittelreich Kaiser Lothars I . († 855) erscheint unter dem Blickwinkel der
Konzilien nicht als Einheit : Die Konzilien von Pavia 845 – 50 und 850 sind Ereig
nisse des italienischen Teilreichs , das auch schon vor dem Tode Lothars I . unter sei
nem Sohn Ludwig II . († 875) ein Eigenleben führte ; die Reformansätze dieser Syno
den sind daher auch hauptsächlich auf italienische Besonderheiten zugeschnitten . Im